Seit Anbeginn der Geschichte wurden Länder gegründet und sind wieder zerfallen. Von Stadtstaaten über erzwungene Nationen bis hin zu längst vergessenen Königreichen: Sehen Sie hier 21 Länder, die heute nicht mehr existieren.
Venedig war mehr als ein Jahrtausend lang ein eigener Staat. 697 gegründet, stieg die Nation schnell zu einer enorm einflussreichen See- und Wirtschaftsmacht auf, die es ihrer reichen Bevölkerung ermöglichte, jede Menge Geld in schöne Gebäude und Kunst zu stecken.
In ihren besten Tagen erstreckte sich die Republik Venedig über das heutige Nordostitalien, Teile von Kroatien, Albanien und Griechenland. Venedigs Macht schwand jedoch im 18. Jahrhundert, als sich neue Handelswege auf See auftaten. Eine Reihe vernichtender Niederlagen dezimierte die Marine, bis 1797 französische und österreichische Truppen Venedig endgültig übernahmen. Anschließend wurde die Republik zwischen den beiden Reichen aufgeteilt.
Eingezwängt zwischen Spanien und Portugal im Nordwesten der Iberischen Halbinsel, agierte dieser Ministaat sieben Jahrhunderte lang als freie und unabhängige Nation. Grund waren mittelalterliche Vereinbarungen, die beiden Ländern die Kontrolle entzogen.
Der Staat bestand aus drei winzigen Dörfern und genoss alle möglichen Privilegien, von Steuerfreiheit bis hin zum Recht, Asyl zu gewähren. Diese Sonderbehandlung dauerte selbstverständlich nicht ewig an. 1864 wurde der Mikrostaat durch den Vertrag von Lissabon abgeschafft.
Dieses ehrwürdige Reich, das den Großteil des heutigen Tschechiens abdeckte, wurde Ende des 12. Jahrhunderts vom Königshaus der Přemyslid gegründet. Es war Teil des Heiligen Römischen Reiches, eines Komplexes von weitgehend unabhängigen Staaten in Mitteleuropa.
Seinen Höhepunkt erlebte das Königreich während des sogenannten Goldenen Zeitalters der tschechischen Geschichte im 14. Jahrhundert. Als das Heilige Römische Reich 1806 auseinanderfiel, wurde Böhmen in das Österreichische Reich eingegliedert und bestand bis 1918 als weitgehend unabhängige Nation. Dann wurde es Teil der neu geschaffenen Tschechoslowakei.
Abessinien, auch als Äthiopisches Reich bekannt, umfasste das heutige Äthiopien und spätere Eritrea. Es überdauerte sieben Jahrhunderte. Das Königreich wurde von der Salomonischen Dynastie regiert, die sich als Nachfahren des biblischen Königs Salomo und der Königin von Saba sahen.
Das im heutigen Rumänien, Moldawien und der Ukraine gelegene Fürstentum wurde 1346 gegründet und war bis 1514 ein unabhängiger Staat, als Bogdan III., der Einäugige, es in das Osmanische Reich eingliederte.
Doch Moldau genoss weiter ein hohes Maß an Autonomie und blieb über Jahrhunderte ein weitgehend eigenständiges Land. Das Ende kam 1859, als es sich mit der Walachei vereinigte und den Grundstein des heutigen Rumäniens legte.
Ayutthaya, das einen Großteil des heutigen Thailands umfasste, war im 17. Jahrhundert reicher als viele europäische Nationen. Das Siamesische Königreich war ein Zentrum des internationalen Handels und die Hauptstadt Ayutthaya konkurrierte in Größe und Pracht mit Paris.
Doch die goldenen Zeiten waren begrenzt. Im frühen 18. Jahrhundert ging der Handel zurück und es folgte ein blutiger Kampf um den Thron. Durch wirtschaftliche Unruhen und politische Instabilität geschwächt, wurde Ayutthaya 1765 von der burmesischen Armee belagert. Zwei Jahre später war die einst glorreiche Nation Geschichte.
Das Königreich wurde 1540 von König Andriamanelo gegründet und umfasste den Großteil Madagaskars. Die Herrscher und Herrscherinnen der Insel forcierten die Landwirtschaft auf der Insel und trieben den Handel mit Europa voran.
Im Zuge des Wettlaufs um Afrika im 19. Jahrhundert wurde Madagaskar 1883 von Frankreich belagert und 1897 kolonisiert. Aus dem Königreich wurde das Madagassische Protektorat. Die letzte Herrscherin, Königin Ranavalona III., wurde nach Französisch-Algerien verbannt, wo sie 1917 starb.
Der im heutigen Benin gelegene Staat wurde rund um 1600 erstmals erwähnt und entwickelte sich unter der Herrschaft der Fon rasch zu einer regionalen Großmacht in Afrika. Seine Wirtschaft basierte auf Sklaverei und Handel und florierte über mehrere Jahrhunderte.
Dahomey war berühmt für seine Amazonenkriegerinnen und pflegte allerlei blutige Rituale. So wurden etwa jedes Jahr bei traditionellen Feiern ganze Menschenmassen geopfert. Im 19. Jahrhundert musste sich das Königreich jedoch den europäischen Truppen geschlagen geben. Es zerfiel 1893, als die Franzosen die Armee von König Béhanzin in der Schlacht von Kana besiegten.
Das strategisch äußerst günstig gelegene Königreich Hawaii entstand 1795, als sich die Inselstaaten Hawaii, Oahu, Maui, Molokai und Lanai unter König Kamehameha dem Großen vereinten. Die Nation verhinderte erfolgreich die Kolonisierungsversuche der Briten und Franzosen.
Doch die USA befürchteten, Hawaii könne am Ende doch noch von einem Rivalen übernommen und die Verfassung der Monarchie im Hinblick auf amerikanische Interessen negativ verändert werden. Die Vereinigten Staaten unterstützten daraufhin 1893 einen Putsch gegen Königin Liliʻuokalani und annektierten das Königreich 1897.
Inspiriert von den Ideen der Aufklärung startete der südamerikanische Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar 1808 eine Kampagne zur Befreiung seines Landes von Spanien und besiegte die Kolonialmacht im Venezolanischen Unabhängigkeitskrieg.
1819 wurde der neue Staat Großkolumbien gegründet, der aus Venezuela, Kolumbien, Ecuador und Teilen Perus bestand. Trotz aller Bemühungen Bolívars gab es zwischen den Landesteilen jedoch ständig Spannungen und nach zwölf Jahren wurde Großkolumbien wieder aufgelöst.
Mexiko weigerte sich jedoch, den neuen Staat anzuerkennen und war fortan eine ständige Bedrohung. Aus Angst vor einer Invasion befürwortete die Mehrheit der Texaner eine Annexion durch die USA. Trotz des anfänglichen Widerstands der US-Regierung, die wenig Interesse hatte, ein hoch verschuldetes, für den Sklavenhandel bekanntes Territorium aufzunehmen, wurde Texas 1846 zum 28. Bundesstaat der USA.
Die Konföderation spaltete sich im Februar 1861, nach der Amtseinführung von Präsident Abraham Lincoln, von Amerika ab. Sie bestand aus sieben Bundesstaaten, die sich entgegen den Bemühungen des neuen US-Oberhaupts weiter dem Sklavenhandel verschrieben hatten. Später wuchs die Nation auf insgesamt elf Südstaaten an, wurde jedoch von anderen Ländern nie anerkannt.
Verzweifelt, an der Sklaverei festzuhalten, griff die Konföderation im April 1861 die amerikanischen Truppen in Fort Sumter an und löste so den Amerikanischen Bürgerkrieg aus. Abgebildet ist hier eine Briefmarke aus dem Jahr 1961, die den 100. Jahrestag der Schlacht markiert. Nach vier Jahren Krieg kapitulierte der Süden und die Konföderation war Geschichte. Im selben Jahr wurde der 13. Verfassungszusatz verabschiedet, der in den USA die Sklaverei verbietet.
Das Österreichische Reich wurde im Zuge des Deutschen Krieges 1866 verwüstet und im darauffolgenden Jahr gezwungen, sich mit dem Nachbarn, dem Königreich Ungarn, zusammenzutun. Die Verbindung hatte für beide Seiten Vorteile und die Österreichisch-Ungarische Monarchie stieg zu einer der wichtigsten Mächte Europas auf.
Österreich-Ungarn hatte nicht nur eine beachtliche militärische Stärke, sondern war auch eines der führenden Produktionsländer der Welt. Nicht ausgeschlossen, dass es diese Stellung bis heute behalten hätte, wäre es nicht nach dem Ersten Weltkrieg 1918 aufgelöst worden.
Tibet erlangte nach dem Fall der chinesischen Qing-Dynastie 1912 de facto autonomen Status. Die kaiserlichen Truppen wurden vertrieben und der 13. Dalai Lama erklärte im darauffolgenden Jahr die Unabhängigkeit. Obwohl es offiziell ein Protektorat Chinas war, genoss Tibet so gut wie alle Freiheiten.
Doch als die Kommunistische Partei Chinas die Nationalistische Regierung im Chinesischen Bürgerkrieg besiegte, nahm die Unabhängigkeit ein rasches Ende. 1950 marschierte die Volksbefreiungsarmee in Tibet ein, erklärte die Region zu einem Teil von China und beendete im darauffolgenden Jahr ihre Sonderstellung. Bis heute betrachten viele Tibet jedoch weiter als unabhängiges Land.
Jugoslawien (dt.: Südslawien) entstand 1918 nach dem Zusammenbruch von Österreich-Ungarn. Das Land war bis zum Zweiten Weltkrieg ein Königreich, doch dann wurde der Herrscher Peter II. gestürzt und Jugoslawien unter Diktator Josip Broz Tito in eine sozialistische Republik umgewandelt.
Tito gelang es, das Land zusammenzuhalten, aber nach seinem Tod 1980 traten die schwelenden ethnischen Spannungen immer weiter in den Vordergrund. Gleichzeitig geriet die Wirtschaft zusehends ins Stocken. Slowenien und Kroatien erklärten 1991 ihre Unabhängigkeit, und die darauffolgenden Jugoslawienkriege führten ein Jahr später zum endgültigen Zerfall der Nation.
Auch die Tschechoslowakei ging 1918 aus dem ehemaligen Österreich-Ungarn hervor, zu dem auch das Königreich Böhmen gehörte. Die mitteleuropäische Nation war anfangs eine Demokratie, wurde aber 1946 ein kommunistischer Satellitenstaat der UdSSR.
Der Staat blieb bis 1989 kommunistisch, als die friedliche Samtene Revolution die Einparteienherrschaft beendete. Es folgten zunehmend nationalistische Spannungen zwischen Tschechen und Slowaken, die 1992 zur Auflösung des Landes und im Jahr darauf zur Gründung zweier souveräner Staaten führten: der Tschechischen Republik und der Slowakei.
Die UdSSR, eine Supermacht des 20. Jahrhunderts, entstand 1922 nach einem brutalen Bürgerkrieg, der mit dem Sieg der Kommunistischen Partei endete. Als Einparteienstaat, der sich aus zahlreichen ehemals unabhängigen Nationen zusammensetzte, stand die Sowjetunion seit ihrer Gründung im großen Gegensatz zum kapitalistischen Westen.
Der Aufeinanderprall der Ideologien gipfelte im Kalten Krieg, der die Welt an den Rand eines Atomkonflikts brachte. Das starre kommunistische Ethos der UdSSR führte schließlich zu ihrem Untergang. In den 1980ern brachen ihre Wirtschaft und das politische System zusammen. Mit dem Fall des Kommunismus in Osteuropa 1989 war ihr Ende endgültig besiegelt und 1991 wurde die Sowjetunion formell aufgelöst.
Deutschland wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in drei Westzonen und eine Sowjetzone aufgeteilt. Die Westzonen bildeten die Bundesrepublik Deutschland, während die ostdeutsche Sowjetzone den Namen Deutsche Demokratische Republik (DDR) bekam.
Der sowjetische Satellitenstaat errichtete 1961 die berüchtigte Berliner Mauer, um zu verhindern, dass seine Bürger in den wohlhabenderen Westen flüchteten. In den späten 1980ern stand das Regime jedoch politisch und wirtschaftlich vor dem Ruin. Die Friedliche Revolution 1989 versetzte ihr den letzten Schlag und führte zum Fall des Eisernen Vorhangs und der Wiedervereinigung Deutschlands.
Der kommunistische Revolutionär Hi Chi Minh, der 1945 seine Unabhängigkeit von Französisch-Indochina erklärt hatte, eroberte Anfang der 1950er einen Großteil Nordvietnams und besiegte 1954 die Kolonialmacht. Die darauffolgenden Friedensgespräche gewährten Vietnam Autonomie und teilten das Land in zwei Zonen, Nordvietnam und Südvietnam. Für 1956 waren Wahlen angesetzt, die die beiden Teile vereinen sollten.
Doch der antikommunistische Führer des Südens, Ngo Dinh Diem, weigerte sich, die Wiedervereinigungsabstimmung abzuhalten. Der Norden reagierte daraufhin mit dem 20-jährigen blutigen Vietnamkrieg. Obwohl sich auch die USA, Australien und Thailand eingeschaltet hatten, wurde der Süden von der Sowjetunion und dem von China unterstützten Norden besiegt. Die Folge: 1976 wurden beide Zonen gewaltsam zur Sozialistischen Republik Vietnam vereint.
Der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser träumte von einem mächtigen panarabischen Staat auf der Grundlage sozialistischer Prinzipien und gründete 1958 die Vereinigte Arabische Republik. Sie bestand aus Ägypten und Syrien.
Doch die Nation bestand gerade einmal drei Jahre. Ägyptens Dominanz in der Union und Nassers sozialistische Politik führten 1961 zu einem Putsch der syrischen Elite. Die Vereinigte Arabische Republik war damit Geschichte. Ägypten behielt den Namen jedoch weitere zehn Jahre.
Im Bestreben, im Zuge der Dekolonialisierung Afrikas ihre Macht zu behalten, erklärte die weiße Minderheitsregierung Südrhodesiens, die seit 1923 britische Kolonie war, 1965 einseitig ihre Unabhängigkeit. Obwohl sie international nie anerkannt worden war, war sie 14 Jahre lang de facto eine Nation.
Doch der Widerstand wurde immer größer und mündete in einem beinharten Konflikt zwischen der rhodesischen Regierung, der marxistisch-leninistischen ZIPRA, und Robert Mugabes ZANU – letztere Partei ging als Sieger hervor. 1979 wurde die Herrschaft der weißen Minderheit beendet und im darauffolgenden Jahr war die Republik Simbabwe offiziell geboren.
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