Diese Unterwasserstädte tauchten plötzlich wieder auf
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Zurück aus der Tiefe
Berichte, dass der Klimawandel bald zahlreiche Wahrzeichen überflutet, kennen wir leider inzwischen. Doch manchmal geschieht das komplette Gegenteil und versunkene Gebäude, Steinkreise oder ganze Dörfer, die lange unter Wasser standen, tauchen plötzlich wieder auf. Hier zeigen wir Ihnen einige faszinierende Beispiele und erklären, warum diese verloren geglaubten Orte wieder zum Vorschein kamen.
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Aceredo, Galicien, Spanien
Das Dorf Aceredo im Nordwesten von Spanien wurde 1992 überflutet, als ein portugiesisches Wasserkraftwerk für die Schaffung des Lindoso-Stausees seine Schleusen schloss. Einige der 250 Dorfbewohner akzeptierten eine finanzielle Entschädigung und siedelten um. Seit rund 30 Jahren steht das Dorf nun unter Wasser, doch gelegentlich werden einige Gebäude sichtbar, wenn der Stausee austrocknet. So war dies etwa 2012 und 2017 der Fall.
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Aceredo, Galicien, Spanien
Im November 2021 erreichte der Wasserstand des Stausees ein Rekordtief. Zum Vorschein kam eine Reihe ziemlich unwirklich aussehender Gebäude. Teile des überschwemmten Dorfes waren erstaunlich gut erhalten: Straßen, Wege und ehemalige Felder wurden freigelegt, und auch ein alter Wasserbrunnen tauchte wieder auf. In mehreren Häusern wurden Reste von Möbeln und persönlichen Gegenständen wie Schuhe gefunden.
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Aceredo, Galicien, Spanien
Aceredo ist das berühmteste von fünf Dörfern, die für die Schaffung des Lindoso-Stausees überflutet wurden, da es immer wieder auftaucht, wenn der Wasserstand niedrig ist. Ist dies der Fall, kommen viele der ehemaligen Bewohner zu Besuch, um die Gebäude noch einmal zu sehen und um ihr verlorenes Dorf zu trauern. Die große mediale Aufmerksamkeit aus aller Welt hat das versunkene Dorf zuletzt zu einer Attraktion gemacht, die sich viele Fotografen und Touristen nicht entgehen lassen wollen.
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Villa Epecuén, Buenos Aires, Argentinien
Am Ufer eines Salzsees gelegen, zählte Villa Epecuén in der argentinischen Provinz Buenos Aires einst zu den beliebtesten Kurorten des Landes. Doch in den 1980er-Jahren kam es zu einer Katastrophe, als beispiellose Regenmassen den Lago Epecuén ansteigen ließen. Der Touristenort stand schon bald zehn Meter unter Wasser und war – so schien es – für immer verloren.
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Villa Epecuén, Buenos Aires, Argentinien
Doch etwa 25 Jahre später begann sich das Wasser zurückzuziehen und der vergessene Ort trat langsam wieder an die Oberfläche. Was zum Vorschein kam, war eine mit Schutt und Salz übersäte Landschaft aus zerstörten Häusern und verrosteten Autos – von dem einstigen Kurort war nicht mehr viel übrig.
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Villa Epecuén, Buenos Aires, Argentinien
Ein paar wenige Gebäude aber trotzten den unwirtlichen Bedingungen, darunter dieses ehemalige Schlachthaus, das vom argentinischen Architekten Francisco Salamone gebaut worden war. Die Geisterstadt ist über eine unbefestigte Straße zu erreichen, deren Umgebung an eine Apokalypse erinnert. Das kleine Museum im ehemaligen Bahnhof beherbergt eine Ausstellung zur Geschichte des Ortes und seinen Relikten.
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Alte Hafenstadt, Mahabalipuram, Indien
Als der verheerende Tsunami von 2004 die Ufer des Indischen Ozeans verwüstete, waren die Menschen im indischen Mahabalipuram davon überzeugt, eine verschollene Stätte gesehen zu haben: Eine Reihe von Felsbrocken kam beim Zurückziehen des Meeres zum Vorschein. Als das Wasser zurückschnellte, verschluckte es das rätselhafte Bauwerk erneut. Erst mehr als ein Jahrzehnt später wurde den Augenzeugenberichten auf den Grund gegangen.
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Alte Hafenstadt, Mahabalipuram, Indien
Als Archäologen schließlich die Stätte fanden und freilegten, entdeckten sie tatsächlich einen Komplex aus Mauern und Felsbrocken. Bei Tauchgängen wurden auch eine alte Treppe und mehrere Steinblöcke entdeckt. Experten gehen davon aus, dass es sich bei den Ruinen um entweder die Spuren einer alten Hafenstadt oder die Überreste eines jahrhundertealten Tempels handeln könnte.
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Potosi, Táchira, Venezuela
Potosi im Nordwesten Venezuelas hatte einst rund 1.200 Einwohner – doch als ein Wasserkraftwerk gebaut und der Uribante-Stausee angelegt wurde, wurden die Siedlung überflutet und die Bewohner umgesiedelt. Dieses unheimliche Bild von 2005 zeigt, was von dem einst quirligen Ort übriggeblieben ist: ein verwitterter Kirchturm, der sich aus dem gräulichen Wasser erhebt.
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Potosi, Táchira, Venezuela
Der überflutete Ort war allerdings ein Besuchermagnet: Auf dem Stausee wurden Bootsfahrten angeboten und die versunkene Kirche war ein beliebtes Fotomotiv. Aber ab 2008 setzte in Venezuela eine Dürre ein, die den See austrocknen ließ und den einsamen Kirchturm wieder zum Vorschein brachte.
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Potosi, Táchira, Venezuela
Das Wasser zog sich so weit zurück, dass die gesamte Kirche wieder zu sehen war – diese war allerdings nur noch eine leere Hülle aus der Fassade. Auch andere Fundamente des zerstörten Dorfes tauchten wieder auf, ebenso wie mehrere alte Gräber. Zwischen den Ruinen grasen inzwischen Kühe, die an das Leben in Potosi vor seiner Überflutung erinnern.
Muang Badan, Kanchanaburi, Thailand
Muang Badan ist eine weitere alte Stadt, die beim Bau eines Damms überflutet wurde. Seit den 1980er-Jahren bildet der Vajiralongkorn-Damm in Thailand den Khao-Laem-Stausee. Dieser verschlang drei historische Tempel; an die Oberfläche lugen nur noch ihre Spitzen. Dieses Foto zeigt Bootsausflügler neben einem Glockenturm, der aus dem See herausragt.
Muang Badan, Kanchanaburi, Thailand
Zum Glück für Besucher stehen die sakralen Bauten nicht immer vollständig unter Wasser. Wenn der Wasserstand des künstlichen Sees sehr niedrig ist – typischerweise im März und April – beginnen die reich verzierten, honigfarbenen Gebäude aus der Tiefe aufzutauchen.
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Muang Badan, Kanchanaburi, Thailand
Hier ist der Tempel Wat Si Suwannaram Gao in der Trockenzeit zu sehen. Der Stausee hat sich weit zurückgezogen und das Bauwerk – ausgehöhlt von den vielen Jahrzehnten unter Wasser – steht auf einem grasbewachsenen Plateau.
Pavlopetri, Peloponnes, Griechenland
Sie könnte leicht mit einem zerklüfteten Felsen verwechselt werden, doch diese Formation vor der griechischen Küste gehört tatsächlich zu einer versunkenen Siedlung, die allmählich von den Wellen freigelegt wird. Es wird angenommen, dass die antike Stadt Pavlopetri etwa 5.000 Jahre alt ist und um 1.000 v. Chr. nach einem Erdbeben überflutet wurde. Bei Untersuchungen konnten Straßenzüge, ein Tempel und ein zentraler Platz festgestellt werden.
Palast aus der Bronzezeit, Kurdistan, Irak
Als im Herbst 2018 Dürre im Irak herrschte, begann der Mosul-Staudamm entlang des Tigris Wasser zu verlieren – und etwas Spektakuläres zu enthüllen. Aus dem Flussbett tauchten plötzlich vergessene Ruinen auf, die deutsche und kurdische Archäologen gemeinsam freilegten.
Palast aus der Bronzezeit, Kurdistan, Irak
Die Forscher entdeckten einen Palast aus der Bronzezeit, der vermutlich während des Mittani-Reiches entstand (15. bis 14. Jahrhundert v. Chr.). Das beeindruckende Bauwerk bestand aus Lehmziegelmauern, von denen einige bis zu zwei mal zwei Meter groß waren.
Palast aus der Bronzezeit, Kurdistan, Irak
Über das Mittani-Reich ist nur wenig bekannt, doch liefert die Entdeckung von zehn Tontafeln einen weiteren Einblick in die geheimnisvolle Herrscherdynastie. Der freigelegte Palast muss einmal stolz über dem Ufer des Tigris gethront haben, mit einer riesigen Mauer und bestem Ausblick aufs Wasser.
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Mansilla de la Sierra, La Rioja, Spanien
Der spanische Ort Mansilla de la Sierra ist heute ein unheimlicher Anblick. Einst lebten hier etwa 600 Menschen, aber ein in den 1960er-Jahren gebauter Damm zwang die Bewohner, ihr Dorf zu verlassen und es den Fluten zu überlassen. In Dürreperioden erhebt sich die Geisterstadt jedoch aus dem Wasser.
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Mansilla de la Sierra, La Rioja, Spanien
Eine dieser Dürreperioden ereignete sich 2016, als der Stausee von Mansilla de la Sierra weitestgehend ausgetrocknet war. Wie auf dieser Aufnahme vom Herbst 2016 zu sehen ist, konnte man damals sogar durch die Ruinen der versunkenen Stadt spazieren. Alles, was von dem Ort im Schlamm allerdings geblieben ist, sind die Fundamente aus Stein sowie ein paar verfallene Häuserfassaden.
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Fabbriche di Careggine, Toskana, Italien
Der Lago di Vagli in der Toskana ist mehr als nur ein Stausee – er verbirgt ein ganzes Dorf aus dem Mittelalter in seinen Gewässern. Fabbriche di Careggine wurde 1946 unter Wasser gesetzt, als am Fluss Edron ein Damm errichtet wurde. Die damals rund 150 Bewohner mussten ins Dorf Vagli di Sotto weiter südlich umsiedeln.
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Fabbriche di Careggine, Toskana, Italien
Etwa einmal alle zehn bis 20 Jahre wird der Lago di Vagli trockengelegt, um den Damm instand zu setzen. Genau dann taucht Fabbriche di Careggine wieder auf, zuletzt 1994. Zuvor war das Dorf 1958, 1974 und 1983 zu sehen gewesen, was zahlreiche Besucher aus der ganzen Welt angelockt hatte.
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Fabbriche di Careggine, Toskana, Italien
2020 hatte es Gerüchte gegeben, der See würde erneut trockengelegt werden. Doch wann es das nächste Mal so weit sein wird, hat der Betreiber des Damms, Enel, noch nicht mitgeteilt. Doch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, wann sich die Geisterstadt wieder zeigt.
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St.-Nikolaus-Kirche, Mavrovo, Nordmazedonien
Der Anblick dieser Kirche, die aus dem blaugrünen Wasser des Mavrovo-Sees hervorschaut, bringt jeden Besucher dazu, nach seiner Kamera zu greifen. Die 1850 erbaute St.-Nikolaus-Kirche war die Dorfkirche von Mavrovo und liebevoll mit Werken des Künstlers Dicho Zograf verziert. Doch als in den 1950er-Jahren ein Wasserkraftwerk gebaut wurde, musste die geliebte Kirche dem Stausee weichen.
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St.-Nikolaus-Kirche, Mavrovo, Nordmazedonien
Ganz verloren ging die Kirche jedoch nie. Ihr auffälliger Glockenturm ragt seit jeher aus dem Wasser heraus. Im Sommer aber ist das versunkene Bauwerk häufig vollständig zu sehen. In den wärmeren Monaten zieht sich der See zurück und die Ruinen von Mavrovo kommen wieder ganz zum Vorschein. Dann ergibt sich für Besucher mit dem Hintergrund der bewaldeten Berge ein spektakuläres Panorama.
Mehr: Verschollene Unterwasserstädte, die wiederentdeckt wurden
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Dolmen von Guadalperal, Extremadura, Spanien
Der Dolmen von Guadalperal – auch „das spanische Stonehenge“ genannt – ist ein 7.000 Jahre alter Steinkreis in der spanischen Extremadura, nicht weit entfernt von der westspanischen Stadt Peraleda de la Mata. Die Megalithanlage, die aus 150 Steinen besteht, stand mehr als 50 Jahre unter Wasser.
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Dolmen von Guadalperal, Extremadura, Spanien
In den 1960er-Jahren wurde das megalithische Monument durch den Bau des Valdecañas-Stausees – eine wichtige Wasserversorgung für die Region – überflutet. Die Steine ragten nur gelegentlich aus dem See heraus. Doch Rekordtemperaturen im Jahr 2019 legten den Dolmen für einen Moment wieder vollständig trocken.
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Dolmen von Guadalperal, Extremadura, Spanien
Mit der lang anhaltenden Dürre im Sommer 2022 sank der Wasserstand des Stausees erneut und der Steinkreis kam wieder zum Vorschein. Der Dolmen, der möglicherweise als Grabstätte oder Tempelanlage diente, zeigte sich vollständig, nachdem der Stausee nur noch zu 28 Prozent gefüllt war.
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Hungerstein, Elbe, Tschechien
Die Dürre, von der weite Teile Europas diesen Sommer betroffen sind, hat an mehreren Flüssen Relikte aus alten Dürrezeiten freigelegt. So genannte Hungersteine wurden etwa an der Elbe, am Rhein und an der Weser hinterlassen, um künftige Generationen vor Hungersnöten bei zu niedrigem Wasserstand zu warnen. Dieser Stein an der Elbe im tschechischen Děčín (Tetschen) stammt bereits aus dem 15. Jahrhundert. Auf ihm zu lesen sind die mahnenden Worte: „Wenn du mich siehst, dann weine.“
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