Wussten Sie, dass es weltweit rund 1.350 aktive Vulkane gibt? Täglich brodeln rund 20 rund um den Globus, viele davon zwar in den Tiefen der Ozeane, doch immer wieder kommt es auch an Land zu heftigen Ausbrüchen mit Rauch, Lava und Asche. Hier werfen wir einen Blick auf die jüngsten Eruptionen in Europa, entlang des Pazifischen Feuerrings, an dem sich die meisten aktiven Vulkane der Erde befinden, und einige der heftigsten Vulkanausbrüche der vergangenen zehn Jahre.
Dieses Foto ist ein Standbild aus einem von der NASA veröffentlichten Satellitenvideo, das zeigt, wie eine kleine, unbewohnte Insel im Südpazifik, Hunga Tonga-Hunga Ha'apai, durch einen heftigen Vulkanausbruch ausgelöscht wird. Die Insel war erst im Januar 2015 nach einer Eruption entstanden. Über Vulkane, die in seichtem Wasser ausbrechen, ist nur wenig bekannt. Für Vulkanologen war die außergewöhnliche Kraft der Explosion deshalb von besonderem Interesse.
Die Eruption von Hunga Tonga-Hunga Ha'apai am 15. Januar 2022 war der größte Vulkanausbruch des 21. Jahrhunderts. Die Explosion war so laut, dass man sie in Alaska in 10.000 Kilometern Entfernung hören konnte und Tsunami-Warnungen in Tonga, Fidschi, Samoa, Vanuatu, Neuseeland, Japan, den USA und Südamerika ausgelöst wurden. Forschungsergebnissen zufolge war die Explosion so stark wie die Kraft von Hunderten von Atombomben. Gas und Asche wurden dabei 56 Kilometer hoch in die Erdatmosphäre geschleudert – das entspricht dem halben Weg ins Weltall. Damit war die Aschewolke die höchste, die jemals auf der Erde gemessen wurde. Mindestens drei Menschen waren bei dem Vulkanausbruch ums Leben gekommen. Tonga war mehr als eine Woche lang von der Außenwelt abgeschnitten.
Der Stromboli vor der Küste Siziliens ist einer der aktivsten Vulkane der Erde. Seit 1932 rumort er fast ununterbrochen und hat sich dadurch den Spitznamen „Leuchtturm des Mittelmeers“ eingefangen. Der Vulkan ragt 924 Meter aus dem Meer heraus und, obwohl Eruptionen öfters auftreten, sind diese normalerweise klein und mild.
Doch als der Stromboli im Oktober 2022 wieder einmal ausbrach, war die Explosion alles andere als mild. Der Ausbruch war so stark, dass er zu einem Zusammenbruch eines Teils des Kraters führte und ein dreiminütiges, seismisches Signal auslöste. Das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie veröffentlichte Videos, auf denen massive Rauchschwaden und Lavaströme zu sehen sind. Glücklicherweise wurde bei der Eruption niemand verletzt. Zuletzt war ein Tourist 2019 durch einen Ausbruch des Stromboli ums Leben gekommen.
Der 3.676 Meter hohe Semeru auf der bevölkerungsreichsten Insel Indonesiens, Java, bricht seit 1967 immer wieder aus und ist extrem gefährlich. Derzeit ist der Vulkan seit 2014 kontinuierlich aktiv. Anfang Dezember 2021 kamen durch die Folgen heftiger Aschewolken, pyroklastischer Ströme und Schlammlawinen mindestens 48 Menschen ums Leben. Nach Angaben der indonesischen Geologiebehörde hatte es an der Spitze des Vulkans starke Regenfälle gegeben, die den Krater teilweise zum Einsturz brachten.
Bis Ende Dezember waren Dorfstraßen mit Asche und Schlamm verschüttet, Autos und Gebäude eingestürzt und zahlreiche Menschen galten als vermisst. Tausende Menschen wurden aus der Region vertrieben und mussten in Notunterkünften Schutz suchen. Einige werden wohl niemals in ihre Häuser zurückkehren können.
Der Kilauea auf Hawaiis Big Island gilt als der aktivste Vulkan der Welt. Sein aktivster Schlot ist der Halema'uma'u, der der Legende nach die hawaiianische Feuergöttin Pele beherbergt. Die letzten explosiven Ausbrüche ereigneten sich vor mehr als 200 Jahren (1790 gab es zahlreiche Todesopfer), die heutigen Ausbrüche werden in der Regel durch den Lavasee im Krater begrenzt.
Das änderte sich allerdings 2018, als eine Reihe von Eruptionen zwischen Mai und August Wohngebiete in der unteren östlichen Riftzone verwüstete und Lava in der Kapoho-Bucht ins Meer strömte. Im Dezember 2020 begann eine weitere Eruption, in der sich ein neuer Lavasee und Lavaströme bildeten, doch beschränkt sich die Aktivität seitdem auf den Halema'uma'u-Krater.
Nur 48 Kilometer vor der Küste der neuseeländischen Nordinsel befindet sich die brodelnde Vulkaninsel White Island (Whakaari in der Sprache der einheimischen Maori). Rund 70 Prozent des Vulkans verstecken sich unterhalb des Meeresspiegels, zu sehen ist also nur die Spitze mit dem Kratersee. Die gelbe Farbe des Gesteins entsteht durch Schwefel.
Seit 2019 ist die einstige Touristenattraktion nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Damals befanden sich gerade Touristen auf dem Krater und in Booten in der Nähe der Insel, als der Vulkan plötzlich ausbrach. 22 Menschen kamen dabei ums Leben. Es war die tödlichste Vulkankatastrophe Neuseelands seit dem Ausbruch des Tarawera im Jahr 1886. Seit dem tragischen Ereignis ist die vulkanische Aktivität zurückgegangen und beschränkt sich auf weiße Gase und Dämpfe.
Der 2.600 Meter hohe Sinabung im Norden der indonesischen Insel Sumatra war mehr als 400 Jahre lang inaktiv, bevor er 2010 plötzlich wieder Feuer spuckte. Seitdem gab es mehrere große Ausbrüche. 2014 kamen 16 Menschen ums Leben, nachdem die Behörden Anwohnern nach der Evakuierung zu früh erlaubt hatten, in ihre Häuser zurückzukehren.
Am 2. März 2021 spuckte der Sinabung eine riesige Aschewolke bis zu fünf Kilometer in den Himmel – der erste große Ausbruch, seit für den Vulkan im August 2020 die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen worden war. Die Aktivität setzte sich von April bis Juni und dann erneut im August 2021 fort, als der Vulkan Gase, Dämpfe und Lava ausstieß. Wissenschaftler richteten eine Sperrzone von zwei Kilometern um den Sinabung herum ein.
Der normalerweise blaue Himmel über der Karibikinsel St. Vincent verdunkelte sich am 9. April 2021, als der Soufrière im Norden der Insel dichte Aschewolken ausstieß. Der erste Ausbruch des Vulkans seit 40 Jahren gilt als einer der fünf heftigsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1718. Die Aschewolke türmte sich bis zu sechs Kilometer auf und zwang viele Einwohner dazu, ihre Häuser zu verlassen.
Nach dem Ausbruch des Soufrière breitete sich ein starker Schwefelgestank auf der Insel aus und die dichte graue Aschewolke erreichte sogar die Nachbarinseln Grenadinen und Barbados (im Bild) in etwa 193 Kilometern Entfernung. Zwei weitere Ausbrüche am 9. April verschlechterten die Sicht weiter. Zwar wurden keine Todesfälle registriert, doch bis zu 20.000 Menschen mussten vorübergehend in Notunterkünften untergebracht werden. Viele durften erst Monate später in ihre Häuser zurückkehren.
Afrikas ältester Nationalpark, der Virunga-Nationalpark, beherbergt nicht nur zahlreiche seltenen Tierarten wie den Berggorilla, sondern auch den Vulkan Nyiragongo. Dessen Krater beherbergt den größten Lavasee der Welt, einen brodelnden roten Feuersee.
Die glühend heiße Lava ist für die Menschen, die im Schatten des Vulkans leben, umso gefährlicher. Bei einem verheerenden Ausbruch im Jahr 2002 kamen mehr als 200 Menschen ums Leben und 120.000 wurden obdachlos, als Basaltlava mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h auf die Stadt Goma zuströmte.
Als der Nyiragongo am 22. Mai 2021 erneut ausbrach, wälzten sich gigantische Lavamassen ins Tal und zwangen Tausende Menschen zur Flucht. Kurz vor der Stadt Goma stoppte der glühend heiße Strom zwar, doch gab es nichtsdestotrotz mindestens 31 Todesopfer zu beklagen. Der Ausbruch hat eine humanitäre Krise ausgelöst. Laut der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen waren nach der Eruption rund 500.000 Menschen ohne sauberes Trinkwasser, 7.000 mussten ihren Häuser verlassen. Monate später lebten noch immer viele Menschen in provisorischen Camps. Im Dezember 2021 und Januar 2022 wurde berichtet, dass der Lavasee wieder wuchs und ein Grollen zu hören war.
Der Pacaya, einer der aktivsten Vulkane Guatemalas, liegt etwa 50 Kilometer südlich der Hauptstadt Guatemala-Stadt. Obwohl er so aktiv ist, ist der 2.552 Meter hohe Berg ein beliebtes Ziel bei Wanderern. Allerdings ist es oft zu gefährlich, den Vulkan zu besteigen...
Im Mai 2010 wurden zwei Dorfbewohner und ein Reporter getötet, als der Vulkan Lava und Asche ausspuckte. 100 Häuser wurden zerstört. Auch 2020 und 2021 kam es zu weiteren Ausbrüchen, die strombolianisch waren: regelmäßig, aber dafür relativ schwach. Gefährlich waren dabei jedoch die Lavabomben und brennende Schlacke, die der Pacaya ausstieß. Im Mai, Juni und August 2021 wurde sporadisch Aschefall verzeichnet, im August stiegen auch Dämpfe über dem Vulkan auf.
Der Vulkan zerstörte mehr als 3.000 Gebäude und verwüstete mehr als 5.500 Hektar Land, darunter auch Bananenplantagen, die für die Wirtschaft der Insel von entscheidender Bedeutung sind. Insgesamt 6.000 Menschen mussten vorübergehend anderweitig unterkommen. Forschende gehen davon aus, dass der Vulkan mehr als doppelt so viel geschmolzenes Gestein ausstieß wie bei seinem letzten Ausbruch im Jahr 1971.
Schwefel und Kohlendioxid färbten den Krater gelb, orange und weiß. Neue Vulkanschlote öffneten sich, durch die weitere Lavaströme den Berg hinunterflossen. Trotz der hohen Sachschäden gab es zum Glück weder Tote noch Verletzte in direktem Zusammenhang mit dem Vulkanausbruch.
Die Eruption des Cumbre Vieja dauerte 85 Tage an, was als der verheerendste Vulkanausbruch in Europa seit 80 Jahren angesehen wird. Zwar war der Großteil der Insel nicht von der Verwüstung betroffen, doch mussten die Anwohner in der Umgebung des Vulkans bis zum Weihnachtstag 2021 zittern, schlechte Luftqualität und Aschewolken ertragen. Erst dann wurde der Ausbruch offiziell als beendet erklärt.
Im Dezember 2021 war der Vulkan noch immer sehr aktiv, als dieser weiße Rauch vom Schlot des Merapi aufstieg. Noch im Februar 2022 galt für die Umgebung nach wie vor die hohe Warnstufe III.
Der Ätna im Nordosten Siziliens ist der höchste aktive Vulkan Europas – der noch dazu besonders häufig rumort. Der Ätna bricht mehrmals im Jahr aus, denn eigentlich handelt es sich um mehrere ineinander verschachtelte Stratovulkane (kegelförmige Vulkane, die aus Schichten von Lava und Asche aufgebaut sind) mit vier ausgeprägten Kratern.
Im Februar und März 2021 schossen aus dem Krater des Ätna mehrere hohe Lavafontänen in den Himmel. Immer wieder donnerte und rauchte es um den Vulkan. Anwohner waren diesmal zwar nicht in Gefahr, doch musste wegen der Vulkanasche zeitweise der Flugverkehr um Catania gestoppt werden. Mit seinen jüngsten Eruptionen sorgte der Ätna immer wieder für spektakuläre Bilder wie dieses, das die glühenden Lavaströme an der Ostseite des Vulkans hinter der Barockkirche des Dorfes Zafferana Etnea im Februar 2021 zeigt.
Aus Daten des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie vom August 2021 geht hervor, dass der höchste Vulkan Europas inzwischen höher ist als je zuvor. Satellitenbilder zeigen, dass der südöstliche Krater des Ätna durch die jüngste Aktivität auf 3.357 Meter gewachsen ist. 2021 war der Vulkan mehr als 50 Mal aktiv. Die sizilianische Regierung schätzt, dass in dem Zeitraum rund 300.000 Tonnen Asche beseitigt wurden.
Die aktive Phase des Ätna setzte sich auch 2022 fort: Am 21. Februar stieß der Vulkan eine Aschewolke von 9,5 Kilometern Höhe aus dem Südostkrater. Die alte Hafenstadt Catania, für die Eruptionen nichts Neues sind, wurde mit Asche bedeckt und der Flughafen erneut vorübergehend geschlossen. Die Eruption war so gewaltig, dass sie vom Weltraum aus zu sehen war.
Unter Island verläuft der Mittelatlantische Rücken, an dem zwei tektonische Platten aufeinander treffen. Das sorgt für reichlich vulkanische Aktivität, im Schnitt erleben die Isländer alle fünf Jahre einen Vulkanausbruch. Von Mitte März 2021 an spuckte der Fagradalsfjall wieder Feuer, was der erste Ausbruch seit 800 Jahren auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten des Landes war.
Das Naturschauspiel, bei dem die Lava aus zwei Kratern der Vulkans strömte, zog zahlreiche Schaulustige an, zumal der Berg nur eine Autostunde von der Hauptstadt Reykjavík entfernt liegt. Die Eruption war ein stetiger Lavafluss, bei dem es zu keinen gefährlichen Explosionen kam. Einige abenteuerlustige (und hungrige) Wissenschaftler grillten sogar Bratwurst auf dem Vulkan. Lediglich auf die Gase, die sich unter bestimmten Wetterbedingungen lebensbedrohlich ansammeln können, mussten die Menschen achten. Der Aussichtspunkt wurde deshalb am 22. März 2021 vorsorglich zeitweise geschlossen.
Der Ausbruch dauerte etwa sechs Monate, zog zahlreiche Touristen an und diente als Kulisse für eine Reihe ungewöhnlicher Aktivitäten, darunter die Dreharbeiten zu einem Musikvideo und sogar eine Hochzeit. Die Schaulustigen mussten den Bereich am 6. April 2021 erneut verlassen, nachdem ein Hubschrauber einen dritten Spalt im Vulkan entdeckt hatte, aus dem sich ein völlig neues Lavafeld bildete. Anfang Mai 2021 spuckte der Fagradalsfjall Lavafontänen von bis zu 460 Metern Höhe aus und erleuchtete den Nachthimmel von Reykjavik.
Nach tagelangen starken Erdbeben in der Region brach der Fagradalsfjall am 3. August 2022 erneut aus. Die Eruption begann an einer Spalte, die nur wenige hundert Meter von dem spektakulären Lavaausbruch des Jahres 2021 entfernt war. Da der Vulkan nun zweimal in weniger als einem Jahr ausgebrochen ist, glauben Vulkanologen, dass dies der Beginn einer längeren Reihe von Eruptionen auf der isländischen Halbinsel Reykjanes bedeuten könnte.
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