2023 wird wohl das tödlichste Jahr auf dem Mount Everest – wegen des Klimawandels
Christian Kober 1/Alamy Stock Photo
Tod im Himalaya
Gerade hat Nepal den 70. Jahrestag der Erstbesteigung des Mount Everest durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay gefeiert, da veröffentlichten die Behörden erschreckende Zahlen zur diesjährigen Saison: In diesem Jahr sind bereits 17 Menschen auf dem berühmten Berg ums Leben gekommen. 2023 war damit schon jetzt eine der tödlichsten Klettersaisons auf dem höchsten Gipfel der Erde. Und das liege nicht etwa am Massenandrang von Bergsteigern, erklärte Yuba Raj Khatiwada, Direktor des nepalesischen Fremdenverkehrsamtes, der britischen Zeitung „The Guardian“. Die Hauptursache für die tödlichen Unglücke seien die Wetterumschwünge gewesen. „Der Klimawandel hat große Auswirkungen auf die Berge“, so Khatiwada.
Doctor_J/Alamy Stock Photo
Immer mehr Bergsteiger sterben am Mount Everest
Jedes Jahr sterben zwischen fünf und zehn Menschen auf dem Mount Everest. In letzter Zeit sind es aber noch einmal deutlich mehr geworden: Im Jahr 2014 riss eine gewaltige Lawine 17 Menschen in den Tod, die meisten von ihnen waren einheimische Sherpas. Auch die zunehmende Anzahl an Bergsteigern im Basislager am Fuße des Khumbu-Gletschers wird zum Problem. Wegen der globalen Erwärmung wird der Gletscher instabil – und gefährlich. Alan Arnette, der den berühmten Berg 2011 bestieg, ist besorgt darüber, dass der Mount Everest mehr und mehr zu einem „Touristenziel“ geworden ist – und zwar zu einem zunehmend tödlichen.
Lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr über die schockierenden Gründe, warum wir den Klimawandel nicht länger ignorieren dürfen …
GLENN NICHOLLS/Contributor/Getty Images
Sechste Massenbleiche trifft Great Barrier Reef
Die leuchtenden Farben, für die Australiens Great Barrier Reef bekannt ist, verblassen immer schneller. Im März 2022 bestätigte die Meerespark-Behörde, dass das kostbare Ökosystem, das sich über mehr als 2.300 Kilometer vor der Nordostküste des Landes erstreckt, zum sechsten Mal seit 1998 von einer Massenbleiche getroffen wurde. Diese entsteht, wenn Korallen bei besonderem Hitzestress jene Algen freisetzen, die ihnen ihre brillante Farbe verleihen. Noch beunruhigender ist, dass sie das vierte derartige Ereignis seit 2016 ist und in einem vergleichsweise kühleren Jahr von „La Niña“ stattfand. Das Wetterphänomen – und das Gegenteil von „El Niño“ – bringt Regen und Abkühlung über Australien. Deswegen hatten Wissenschaftler noch auf eine Riff-Erholung gehofft.
Hitze über dem Great Barrier Reef
Im November 2022 erreichten die Wassertemperaturen über Teilen des Great Barrier Reefs die höchsten Novemberwerte seit 1985. Das geht aus den Daten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) der US-Regierung hervor. Das lässt die Hoffnung auf Erholung des weltgrößten Korallenriffs erst einmal schmälern. Inzwischen empfiehlt sogar ein Bericht einer UN-Mission, das schwer angeschlagene Great Barrier Reef auf die Rote Liste des „gefährdeten Welterbes“ zu setzen.
STEFANI REYNOLDS/AFP via Getty Images
Teile der USA leiden unter Hitzewellen im Frühling
Weite Teile Amerikas erlebten bereits Ende Mai 2022 eine historische Frühlingshitzewelle – mit Temperaturen von bis zu zehn Grad über dem Durchschnitt im mittleren Atlantik und im Nordosten. Mehr als 120 Millionen Menschen waren von der Rekordhitze betroffen. Tausende Tiere verendeten elendig in der sengenden Sonne. Der nationale Wetterdienst gab eine Heiß-Wetter-Warnung heraus und empfahl der Bevölkerung, nicht ins Freie zu gehen.
AAREF WATAD/AFP via Getty Images
Apokalyptische Staubstürme toben in den Golfstaaten und Syrien
Der Himmel über Syrien, dem Irak und anderen Golfstaaten war zwischen April und Juni 2022 infolge ungewöhnlich schwerer Staubstürme orangerot und undurchdringlich. Ein Phänomen, das typischerweise in trockenen und halbtrockenen Klimazonen auftritt, wenn Staub- und Sandpartikel von starken Winden aufgenommen und in die Atmosphäre geschleudert werden. Normalerweise zeigen sich die Stürme im späten Frühjahr und Sommer. 2022 waren sie allerdings besonders schwer und früher als erwartet. Mittlerweile breiten sie sich außerdem über ein größeres Gebiet aus, was – Experten zufolge – mit dem Klimawandel zusammenhängt.
Photo by PHILIP FONG/AFP via Getty Images
Japan erlebt Hitzerekord seit Aufzeichnungsbeginn
Im Juni 2022 zog eine Hitzewelle über Japan hinweg. In Tokio wurden fünf Tage in Folge Temperaturen von mehr als 35 Grad gemessen. Die Nachbarstadt Isesaki verzeichnete sogar einen Rekordwert von 40,1 Grad. Es war die schlimmste Hitzewelle seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1875. Unzählige Menschen mussten mit Hitzeschläge und -erschöpfungen ins Krankenhaus eingewiesen werden.
CARLOS COSTA/AFP/Getty Images
Spanien und Portugal verzeichnen höchste Temperaturen seit 1.200 Jahren
Laut Forschungsergebnissen im Wissenschaftsmagazin „Nature Geoscience“ haben Winter mit extremen Azorenhochs (ein subtropisches Hochdrucksystem, das mit Antizyklonwinden einhergeht) dramatisch zugenommen. 1850 war gerade einmal einer von zehn Wintern betroffen, seit 1980 sind es vier. Wegen stetig geringeren Niederschlägen erlebt die iberische Halbinsel zunehmend Hitzewellen und extreme Dürren. Der Mai 2022 war der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen in Spanien. Forscher gehen davon aus, dass die dramatischen Wetterveränderungen die Lebensmittelproduktion und den Tourismus in beiden Ländern stark beeinträchtigen werden.
Hammersmith & Fulham Council/Facebook
Sommer-Hitzerekord in England aufgestellt
Die Hitzewelle vom Juli 2022 im Süden Großbritanniens veranlasste den nationalen meteorologischen Dienst, seine allererste rote Warnung vor Extrem-Hitze für weite Teile Englands und Wales herauszugeben. Es wurden Temperaturen von über 40 Grad gemessen. Gegen die Auswirkungen der Extremtemperaturen und Überhitzung wurde etwa Londons historische Hammersmith Bridge in riesige Folienstücke gewickelt (im Bild). Wenn sich dieser besorgniserregende Trend fortsetzt, müssen sich auch die Briten auf heißere Sommer mit öfter auftretenden und länger anhaltenden Hitzewellen gefasst machen.
Waldbrände wüten in Großbritannien
In Coningsby im ostenglischen Lincolshire wurde am 19. Juli 2022 mit 40,3 Grad ein absoluter Temperaturrekord gemessen. Der Rest des Landes schwitzte bei Temperaturen knapp darunter. Züge fielen aus, Schulen blieben geschlossen und den Briten wurde empfohlen, in ihren Häusern zu bleiben. Überall im Land brachen vereinzelt Waldbrände aus. Im Osten von London etwa wurden 41 Häuser zerstört, als sich die Flammen im Dorf ausbreiteten. Grund war ein Mix aus den sengenden Temperaturen und extrem trockenen Böden. Die Londoner Feuerwehr verzeichnete laut eigenen Angaben die meisten Einsätze seit dem Zweiten Weltkrieg. Die apokalyptischen Szenen (im Bild) werden wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Experten gehen allerdings davon aus, dass derartige Brände aufgrund des Klimawandels in Zukunft häufiger auftreten werden.
Photo by ANDREA PATTARO/AFP via Getty Images
Große Teile der EU leiden unter extremer Hitze
In weiten Teilen Europas litten die Menschen im Sommer 2022 unter langen Hitzeperioden, Trockenheit und Dürre. Das extreme Wetter wirkte sich auf die Ernten aus und führte in der Folge zu steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen. Der hier abgebildete Fluss Po in Italien erlebte die schlimmste Dürre seit 70 Jahren.
Thierry Monasse/Getty Images
Europa erlebt drittheißesten August der Geschichte
Das Satellitenüberwachungsunternehmen Copernicus bestätigte, dass der Juni, Juli und August die heißesten Monate auf dem europäischen Kontinent seit Aufzeichnungsbeginn waren – ein weiterer Beweis dafür, dass der Sommer 2022 ungewöhnliche Hitze nach Europa brachte. Laut Copernicus waren die Temperaturen im August „um ein Vielfaches“ höher als in anderen Jahren. Konkret war der August 2022 der drittwärmste in der Geschichte. In Deutschland wurden vielerorts Temperaturen von über 40 Grad gemessen.
Photo by KEREM YUCEL/AFP via Getty Images
Schmelzende Gletscher in Grönland lassen Meeresspiegel steigen
Die Gletscher der Welt gehen nicht nur seit Jahren immer weiter zurück. Sie tauen auch immer schneller ab. Mit verheerenden Folgen. Eine im August 2022 veröffentlichte Studie bestätigte, dass allein die Gletscherverluste in Grönland den globalen Meeresspiegel um 30 Zentimeter haben ansteigen lassen. Das ist etwa die Menge, die im vergangenen Jahrhundert alle Gletscherschmelzen zusammen an den Ozean abgegeben haben. Auch ohne sich auf eine genauen Zeitrahmen festzulegen, sind sich die Forscher einig, dass ein weiterer Meeresspiegelanstieg unvermeidlich ist. Selbst wenn es gelingen könnte, die erderwärmenden Emissionen sofort vollständig zu stoppen, kann der bereits entstandene Schaden nicht mehr rückgängig gemacht werden.
KEREM YUCEL/AFP via Getty Images
Arktischer Ozean versauert viermal schneller als der Rest der Weltmeere
Bei der sogenannten Ozeanversauerung lässt ein Anstieg des Kohlendioxidgehalts den pH-Wert des Meers sinken. Der Prozess kann für Ökosysteme katastrophal enden, da er das Wachstum von Korallen behindert, den Schalen- und Skelettaufbau etwa von Muscheln oder Plankton erschwert und letztlich die gesamte Nahrungskette beeinträchtigt. Eine im September 2022 veröffentlichte Studie zeigte, dass die Ozeanversauerung im Arktischen Ozean bis zu viermal schneller voranschreitet als in anderen Gewässern. Das liegt daran, dass durch das Schmelzen von Pack- und Treibeis das Wasser der Atmosphäre ausgesetzt ist und somit mehr Kohlenstoffdioxid aus der Luft aufnimmt.
Sean Rayford/Getty Images
Hurrikane werden häufiger und schwerer
Im September 2022 fegte Hurrikan „Fiona“ durch die Karibik und über die Ostküste der USA und Kanada und hinterließ schwerste Verwüstungen. Dass solche Ereignisse aufgrund der Klimakrise in Zukunft wohl häufiger und intensiver auftreten werden, ist mehr als beunruhigend. Höhere Temperaturen führen zu stärkeren Niederschlägen und steigende Meerestemperaturen zu intensiveren Hurrikanen, da während eines Sturms Wärme aus dem Ozean in Energie umgewandelt wird.
Jake Osborne/Shutterstock
Dürren auf der Nordhalbkugel sind jetzt 20-mal wahrscheinlicher
Der Sommer 2022 war in Europa der trockenste seit 1950, der Jangtse in China fiel auf einen historischen Tiefstand und im Westen der USA wurden Wassersperren eingeführt, um Engpässen aufgrund der Extremtemperaturen vorzubeugen. Laut neuen Forschungsergebnissen sind unerträgliche Dürren durch den Klimawandel 20-mal wahrscheinlicher geworden. In Zukunft könnten sie alle zwei Jahrzehnte auftreten. Zum Vergleich: Bislang kamen die Dürreperioden dieser Größenordnung nur alle 400 Jahre vor.
LUIS TATO/AFP via Getty Images
Weltweite Tierpopulation seit 1970 um 69 Prozent zurückgegangen
Ein im Oktober veröffentlichter WWF-Bericht wartete ebenfalls mit erschreckenden Ergebnissen auf: In den vergangenen 50 Jahren sank die Wildtier-Population weltweit im Schnitt um drastische 69 Prozent. Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher fast 32.000 Populationen von 5.230 Wirbeltierarten, die an Land, in der Luft und im Wasser leben. Der als „Living Planet Index“ bekannte Indikator für Biodiversität nennt als Gründe für die gesunkenen Bestände und den Artenverlust neben Umweltverschmutzung und Klimawandel auch Waldrodungen und Flächenerschließung. Besonders starke Rückgänge wurden in Lateinamerika und der Karibik verzeichnet, wo die Population im Durchschnitt sogar um 94 Prozent zurückging.
Milliarden von Krabben „verschwinden“ vor Alaska
Alaskas Schneekrabbenernte wurde 2022 zum ersten Mal abgesagt, weil Milliarden der Krebstiere aus dem Beringmeer „verschwunden“ waren. Während 2018 noch acht Milliarden Tiere verzeichnet wurden, zeigte der Bericht 2021 einen drastischen Rückgang auf nur eine Milliarde. Laut dem Leiter der NOAA Fisheries, Michael Litzow, war nicht die Überfischung Ursache für den Krabbenschwund, sondern der menschengemachte Klimawandel. Die immer wärmer werdenden Meere rund um Alaska machen den Lebensraum für die Schneekrabben zunehmend unwirtlich. Am wohlsten fühlen sich die Tiere bei einer Wassertemperatur von unter zwei Grad Celsius.
FABRICE COFFRINI/AFP via Getty Images
Kommt die nächste Pandemie aus dem Permafrost?
Es klingt vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber eine aktuelle Studie besagt, dass die schmelzenden Eiskappen auch für eine neue Pandemie sorgen könnten. Dies liege daran, dass das Eis Viren und Bakterien speichere, die bei steigenden Temperaturen austreten und Wildtiere in der Umgebung infizieren könnten. Das Phänomen ist schon einmal aufgetreten, wenn auch in kleinerem Ausmaß: 2016 gab es in Nordsibirien einen Milzbrand-Ausbruch infolge einer Hitzewelle. Es wurde vermutet, dass der Erreger von toten Tieren stammte, deren Kadaver durch die steigenden Temperaturen aus dem Ewigen Eis auftauten.
Kylie Nicholson/Shutterstock
Spitzbergen erwärmt sich im Rekordtempo
Die norwegische Inselgruppe Spitzbergen liegt nördlich des Polarkreises zwischen dem 74. und 81. Breitengrad. Auf der gleichnamigen Hauptinsel befindet sich die nördlichste Stadt der Welt: Longyearbyen (im Bild). Doch die idyllische Landschaft ist in Gefahr. Jüngste wissenschaftliche Studien belegen, dass sich die Temperaturen um Spitzbergen sechsmal schneller erwärmen als im globalen Durchschnitt. Das hat verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem. Eisbären, deren Jagdgebiete durch die Schmelze immer kleiner werden, finden kaum noch genügend Robben zum Fressen und müssen sich deshalb alternative Nahrungsquellen wie zum Beispiel Rentiere suchen.
PHILIPPE LOPEZ/AFP via Getty Images
Der Klimakollaps ist kaum noch aufzuhalten
Drei kürzlich veröffentlichte UN-Berichte zeichnen ein düsteres Zukunftsbild für unseren Planeten, denn weltweit steigen die Emissionen weiter an. Um das Erderwärmungsziel laut Pariser Klimavertrag auf unter 1,5 Grad zu halten, müssen die Treibhausgase bis 2030 aber mindestens halbiert werden. Laut dem Potsdamer Wissenschaftler Johan Rockström zeige die Klimawissenschaft eindeutig, dass die Welt bereits „sehr nah an irreversiblen Kipppunkten“ angekommen sei und „die Zeit wirklich sehr, sehr schnell“ ablaufe.
SEBASTIEN BOZON/AFP via Getty Images
Frankreichs kältestes Dorf erlebt frostfreien Oktober
Das Dorf Mouthe in Frankreich (Bild von Januar 2017) gilt als das kälteste des Landes: Es verzeichnete am 13. Januar 1968 mit -36,7 Grad Frankreichs niedrigste Temperatur aller Zeiten. Nun erlebte Mouthe mit einer durchschnittlichen Höhenlage von 1.170 Metern seinen ersten frostfreien Oktober seit 140 Jahren. Wetterexperten führen die ungewöhnlich milden Temperaturen auf die Klimakrise zurück. „2022 haben wir ein neues Level erreicht“, erklärte François Jobard vom nationalen Wetterdienst Météo-France die klimawandelbedingte Wetterlage.
PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images
Klimawandel beschädigt archäologische Schätze
Zwar brachte die Dürre 2022 einige wichtige archäologische Stätten zutage. Trotzdem wirken sich ständig schwankende Wetterbedingungen, Überschwemmungen und Dürren aufgrund des Klimawandels verheerend auf die spektakulären Funde aus. Und das nicht nur, weil sie es den Wissenschaftlern erschweren, die antiken Schätze zu untersuchen und zu konservieren. Im Irak zum Beispiel haben einige Strukturen in Babylon begonnen zu erodieren. Grund dafür ist die hohe Salzkonzentration des Wassers in den austrocknenden Flussbetten. Hier abgebildet ist der Dolmen von Guadalperal in Spanien, der nach der Dürreperiode Anfang des Jahres ausgegraben wurde.
Chris Jackson/Getty Images for Laureus
Afrika wird 2050 keine Gletscher mehr haben
Schnee und Eis sind vermutlich nicht das erste, was den meisten von uns zum Thema Afrika einfällt. Dennoch hat der Kontinent eine überraschend große Anzahl an Gletschern wie etwa im Virunga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo, dem Nationalpark Rwenzori Mountains in Uganda und dem Kilimandscharo in Tansania (im Bild). Die Prognosen sind allerdings düster: Afrika könnte bis 2050 alle Gletscher verlieren. Die Schmelze ist nicht mehr aufzuhalten, unabhängig von weiteren Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels. Das geht aus einem Bericht der UNESCO hervor, der im Vorfeld der Klimakonferenz COP27 veröffentlicht wurde.
DAMIEN MEYER/AFP via Getty Images
Die vergangenen acht Jahre waren die heißesten aller Zeiten
Laut einem neuen UN-Bericht waren die vergangenen acht Jahre die heißesten, die die Erde je erlebt hat. Das internationale Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu drosseln, sei damit „kaum noch in Reichweite“, so die Studienautoren. Der von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) der Vereinten Nationen in Auftrag gegebene Bericht zeigt deutlich, wie steigende Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre extreme und unvorhersehbare Wetterereignisse, steigende Meeresspiegel und schmelzende Eiskappen verursachen.
Ignacio Moya Coronado/Shutterstock
Fidschi muss ganze Gemeinden umsiedeln
Der steigende Meeresspiegel stellt jedes Land der Erde vor große Herausforderungen. Für die Inselstaaten im Südpazifik ist er jedoch eine existenzielle Bedrohung. Die Wassertemperaturen steigen dort dreimal schneller als im globalen Durchschnitt und die Küsten werden Jahr für Jahr von schweren Wirbelstürmen getroffen. Seit Jahren arbeitet eine Task-Force auf Fidschi Pläne aus, was mit Küstensiedlungen geschehen soll, die bald unter Wasser stehen werden. Ganze Dörfer sollen Haus für Haus abgetragen und ihre Bewohner ins Inland umgesiedelt werden. Sechs sind bereits umgezogen, 42 weiteren könnten in den nächsten fünf bis zehn Jahren folgen.
Gary Hershorn/Getty Images
Klimawandel trübt den Erdschein
Als Erdschein wird die Reflexion der einfallenden Sonnenstrahlen durch unseren Planeten bezeichnet. Laut der Wissenschaft lässt der Klimawandel dieses Rückstrahlvermögen – auch als Albedo bekannt – sinken, was die Erde weniger hell leuchten lässt als noch in früheren Jahrzehnten. In einer Studie des Big Bear Solar Observatory in New Jersey wurde das Sonnenlicht gemessen, das nachts von der Erde auf den dunkleren Teil des Mondes reflektiert wird. Dabei stellten die Forschenden fest, dass der schwächer werdende Erdschein unter anderem mit der abnehmenden Wolkenbedeckung über dem Pazifischen Ozean – verursacht durch die ansteigenden Meerestemperaturen – zusammenhängt. Die Wissenschaftler*innen befürchten nun, dass eine sinkende Albedo die Aufheizung des Klimas weiter verstärken könnte.
REUTERS/Alamy Stock Photo
Verheerende Überschwemmungen in Nigeria
Die verheerenden Überschwemmungen in Nigeria zwischen August und November 2022 forderten nicht nur mehr als 600 Todesopfer, sondern trieben rund 1,3 Millionen Menschen in die Flucht. Die Ernte auf mehreren Tausend Hektar Ackerland wurde zerstört. Auch die Nachbarländer Tschad und Niger waren von den Fluten dramatisch betroffen. Eine neue Studie der World Weather Attribution (WWA) macht weitgehend den Klimawandel für die katastrophalen Monsunüberflutungen verantwortlich, die zu den schlimmsten gehören, die die Region je gesehen hat. Er erhöhe nicht nur die Wahrscheinlichkeit solcher Überschwemmungen um das 80-fache, sondern lasse auch ihre Intensität um etwa 20 Prozent steigen, so die Forschenden.
DANIEL LIEBL ZEITUNGSFOTO.AT/AFP via Getty Images
Winterhitzewelle in Europa lässt Schnee schmelzen
Das Jahr 2023 startete in Europa mit alarmierend warmem Wetter. Die historische Hitzewelle führte zu ungesunden Wintertemperaturen von 19,6 Grad in der Tschechischen Republik, 19 Grad in Polen und 16,9 Grad in den Niederlanden. In weiten Teilen der Alpen, die zu dieser Jahreszeit eigentlich mit Schnee bedeckt sein sollten, sah es traurig trostlos aus. Wegen dem Zuwenig an weißer Pracht mussten in zahlreichen Skigebieten der Betrieb geschlossen werden. Laut dem jüngsten Bericht der IPPC (zu dt.: Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) werden solche Hitzeextreme in der Zukunft weiter zunehmen.
Verheerende Winterstürme in Kalifornien
Kalifornien hatte einen extrem nassen Start ins Jahr 2023. In großen Teilen wurde der US-Bundestaat von sinnflutartigen Regenfällen, Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht. Überflutete Straßen mussten gesperrt werden, und rund 20.000 Menschen waren ohne Strom. In der Stadt San Francisco hatte es laut der US-Wetterbehörde NWS am Silvestertag sogar den zweitmeisten Niederschlag seit Aufzeichnungsbeginn vor rund 150 Jahren gegeben. Das Bild zeigt den Los Angeles River nach dem Unwetter und die zerstörten Habseligkeiten von wohnungslosen Menschen, die an seinem Ufer campiert hatten.
DAVE CHAN/AFP via Getty Images
Zu warmer Winter stoppt Betrieb der größten Eislaufbahn der Welt
Mit einer Fläche von 90 olympischen Eishockey-Spielfeldern ist der Rideau Canal Skateway in Ottawa, Kanada, die größte Eislaufbahn der Welt. Der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Kanal benötigt zum Gefrieren eine konstante Temperatur von -10 bis -20 Grad. Aber Ottawa erlebte einen der wärmsten Winter aller Zeiten und so musste der Betrieb dieses winterlichen Vergnügens zum ersten Mal in seiner über 50-jährigen Geschichte ausgesetzt werden.
Kanadas Umweltminister beschrieb die Schließung als „ein weiteres Beispiel dafür, wie sich das Klima in Kanada verändert“. Das Foto zeigt das geschlossene Tor dieser beliebten Winterattraktion.
Schmelzen der polaren Eisdecke erreicht schockierende Ausmaße
In den letzten drei Jahrzehnten haben Grönland (im Bild) und die Antarktis Tausende Millliarden Tonnen Eis verloren – etwa so viel wie ein Eiswürfel mit einer Kantenlänge von 19 Kilometern. Die aufgrund der globalen Erderwärmung schmelzenden Eisdecken sind für ein Viertel des gesamten Anstiegs der Meeresspiegel verantwortlich.
Der Eisverlust in den beiden Polarregionen kann mittlerweile von Forschern deutlich aus dem Weltraum beobachtet werden. Dazu gehört auch das Team des Kompetenzzentrums für polare Forschung der Northumbria University, eine staatliche Universität mit Sitz in Großbritannien (IMBIE). Die Wissenschaftler kombinierten 50 Satellitenuntersuchungen der Antarktis und Grönlands und stellten fest, dass die polaren Eisdecken zwischen 1992 und 2020 7.560 Milliarden Tonnen Eis verloren haben. Der schlimmste Verlust wurde im Jahr 2019 verzeichnet. Die Studie wurde im April 2023 von der Fachzeitschrift „Earth System Science Data“ veröffentlicht. Laut dem Magazin soll das Forschungsprojekt jährlich aktualisiert werden.
Lua Carlos Martins/Shutterstock
Meereis in der Antarktis auf Rekordtief
Nach Angaben des amerikanischen Schnee- und Eisdatenzentrums erreichte die Bedeckung der Antarktis mit Meereis im Jahr 2023 ein neues Rekordtief. Verglichen mit den Aufzeichnungen, die seit den 1970er-Jahren gemacht werden, habe es auf dem gesamten Kontinent bereits „außergewöhnliche“ Verluste gegeben. Die Bildung und das Bestehen von Meereis ist ein kompliziertes Phänomen, sagen Wissenschaftler. Die durch den Klimawandel verursachten überdurchschnittlich warmen Lufttemperaturen tragen jedoch bedeutend zu dem Rückgang bei.
Wirestock Creators/Shutterstock
Erschreckend schnelles Artensterben
Der Klimawandel hat auch drastische Auswirkungen auf die Artenvielfalt: Eine neue Studie der Queen’s University in Belfast deckt auf, dass der weltweite Verlust an Wildtieren deutlich größer ist als bisher angenommen. Dem Bericht zufolge hat fast die Hälfte aller Tiergattungen einen rapiden Rückgang erlebt. Besonders besorgniserregend: Davon betroffen sind auch 33 Prozent der Arten, die zuvor als „nicht gefährdet“ eingestuft waren. Gerade mal drei Prozent aller Arten können unter den derzeit herrschenden Umweltbedingungen auf unserem Planeten gedeihen. Diese Entwicklung weist möglicherweise auf ein sechstes Massenaussterben hin. Und dieses Mal handelt es sich um eine von Menschenhand verursachte Katastrophe.
Lesen Sie jetzt: Hier könnten 2050 ganze Städte unter Wasser stehen