Als die Titanic am 14. April 1912 in den späten Abendstunden einen Eisberg im Nordatlantik rammte und wenig später zwischen 1.500 und 2.240 Menschen mit sich zum Meeresgrund zog, versank mit dem bekanntesten Passagierschiff der Welt so gut wie jeder Gegenstand, der sich an Bord befand. Doch im Laufe der Jahrzehnte sind zahlreiche Artefakte im Zusammenhang mit der Schiffskatastrophe wieder zum Vorschein gekommen, die sowohl an die Überlebenden als auch an die Todesopfer erinnern. Hier haben wir die spektakulärsten und wertvollsten Fundstücke in Bildern zusammengestellt …
Dieser recht unheimlich wirkende Puppenkopf wurde 1977 vom Grund des Atlantiks gehoben. Ein Matrose zog die Porzellanfigur, die er zunächst für einen Stein hielt, damals aus einer Tiefe von 2.000 Metern. Doch nachdem er den Wert seines Funds erkannt hatte, hütete er ihn bis zu seinem Tod 1992. Die Puppe wurde vermutlich vom Puppenmacher Schönau & Hoffmeister gefertigt, der die Gesichtsform 1906 auf den Markt gebracht hatte. Puppen des Herstellers befanden sich nachweislich an Bord der Titanic. Nachdem der Porzellankopf jahrelang in einem Museum in Spanien ausgestellt war, wurde er 2018 bei einer Onlineauktion von Catawiki für 6.500 Euro versteigert.
Jack Phillips war Funker auf der Jungfernfahrt der Titanic und versuchte in der Unglücksnacht unermüdlich, andere Schiffe zu kontaktieren. Jedoch zählte er zu den knapp 700 Besatzungsmitgliedern, die beim Untergang des Schiffs ums Leben kamen. Nur sechs Tage vor seinem Tod hatte Phillips noch eine Postkarte an eine Miss Elsie Phillips geschrieben. Darauf stand: „Vielen Dank für deinen Brief. Das Wetter ist herrlich, gestern war ich in Cowes. Schreibe später, bevor wir ablegen. Alles Liebe, Jack.“ Die Karte wurde 2012 bei einer Bonhams-Auktion für 20.000 US-Dollar (rund 16.800 Euro) versteigert.
Dieser Schlüsselbund gehörte dem damals 43-jährigen Samuel Ernest Hemming, der seit seinem 15. Lebensjahr zur See gefahren war und auf der Jungfernfahrt der Titanic die Lampen wartete. In der Nacht der Kollision mit dem Eisberg wurde Hemming durch das Geräusch entweichender Luft aus dem Abgastank aus dem Schlaf gerissen. Nachdem er den Vorfall gemeldet hatte, legte er sich zunächst wieder hin. Nur wenige Minuten später jedoch erfuhr der Seemann, dass er nur noch eine halbe Stunde zu leben habe. Hemming half den Passagieren in die wenigen Rettungsboote, hatte es selbst aber nicht eilig, sich zu retten. Zu einem Offizier soll er gesagt haben, dass er „noch viel Zeit“ habe. Nach dem Untergang der Titanic wurde Hemming von Rettungsboot Nummer vier aus dem eisigen Wasser gezogen.
Die reichsten 324 Passagiere erhielten beim Einsteigen einen Deckplan für die Erste Klasse, mit dem sie sich an Bord leichter zurechtfinden konnten. Der hier abgebildete Plan gehörte dem wohlhabenden US-amerikanischen Ehepaar Ida und Isidor Straus und gilt als einer von nur drei noch existierenden Exemplaren. Das Ehepaar Straus starb gemeinsam an Bord der Titanic, da Ida ihren Platz in einem Rettungsboot verweigert haben soll, um bei ihrem Mann zu bleiben. Dieser war damals der Eigentümer des US-Kaufhauses Macy’s in New York. Die Angestellte des Paares, Ellen Bird, überlebte den Untergang und hatte den Deckplan bei sich. Bird behielt das Dokument bis zu ihrem Tod 1949, 2011 wurde es für 30.000 Pfund (35.100 Euro) versteigert. Derselbe Bieter kaufte außerdem ein Foto von Isidor Straus für 17.000 Pfund (rund 19.900 Euro).
An Bord der Titanic wurden Postkarten des täglichen Menüs verteilt. Diese Karte dokumentiert, welche Speisen in der Dritten Klasse am Tag vor dem Untergang aufgetischt wurden. Für viele Passagiere waren es die letzten Mahlzeiten ihres Lebens, da rund 75 Prozent der Menschen auf den unteren Decks des Schiffes, vor allem Männer, am 15. April ums Leben kamen. Diese Postkarte ist das einzig bekannte Exemplar, das den Untergang überstand. Sie befand sich in der Handtasche von Sarah Roth, einer Passagierin der Dritten Klasse, die das sinkende Schiff im Rettungsboot C verließ. 2005 wurde die Karte bei einer Bonhams-Auktion für 44.650 US-Dollar (rund 37.600 Euro) versteigert.
Bei dem Gerangel um die wenigen Rettungsboote in den frühen Morgenstunden des 15. April 1912, das Hunderte von Paaren und Familien trennte, hatten Frauen und Kinder Vorrang. Diese Taschenuhr gehörte dem russischen Passagier Sinai Kantor, der im eisigen Wasser ums Leben kam, nachdem er seiner Frau Miriam erfolgreich ins Rettungsboot zwölf geholfen hatte. Das Paar hatte für seine zwei Zweite-Klasse-Tickets nach New York damals 26 Pfund bezahlt, was nach heutigem Geldwert mehr als 3.500 Euro wären. 2018 kam die Uhr bei Heritage Auctions für 57.500 US-Dollar (48.400 Euro) unter den Hammer. Der Käufer war ein Sammler, der auf Uhren in Verbindung mit dem Titanic-Untergang spezialisiert ist.
Die Erste-Klasse-Passagierin Ella White war durch Europa gereist, als sie die Rückreise nach New York mit der Titanic antrat. Unterwegs hatte sie sich am Fuß verletzt und sich deshalb einen schwarz emaillierten Gehstock mit batteriebeleuchteter Krone zugelegt. In der Nacht des Untergangs rettete sich White ins Rettungsboot Nummer acht und versuchte mit dem Licht ihres Stocks die Aufmerksamkeit von Rettungsschiffen auf sich zu lenken. Der Gehstock wurde über Generationen in der Familie White weitervererbt, bis er 2019 für 62.500 US-Dollar (52.600 Euro) versteigert wurde.
Gegen 00:20 Uhr am 15. April 1912 ging auf der RMS Carpathia ein Notruf von der Titanic ein. Kapitän Arthur Rostron änderte umgehend die Route seines Schiffes, um dem sinkenden Schiff zur Hilfe zu eilen. Die Carpathia erreichte den Unglücksort mehr als eine Stunde nach dem Untergang, schaffte es aber 705 Überlebende aus den Rettungsbooten an Bord zu ziehen. Kapitän Rostron und 13 weitere Besatzungsmitglieder wurden für ihr selbstloses Handeln mit Medaillen geehrt. Überreicht wurden diese von der Überlebenden Margaret Brown, die später als „die unsinkbare Molly Brown“ bekannt wurde. Hier ist eine der Medaillen zu sehen, die an den Purser der Carpathia, Ernest G. F. Brown, verliehen worden war. 2018 zahlte ein Sammler bei einer Auktion in England 45.000 Pfund (52.700 Euro) für das Erinnerungsstück.
An Bord der Titanic befanden sich rund 3.500 Rettungswesten, die alle mit Kork gefüllt waren, wie es damals üblich war. Die heute als ungeeignet gesehene Füllung war allerdings so fest, dass sich viele Überlebende beim Aufprall aufs Wasser den Kiefer brachen. Diese Weste soll ein Bauer 1912 an der Küste im kanadischen Halifax gefunden haben. Da die Schultergurte noch vorhanden waren, gehen Experten davon aus, dass die Weste nicht getragen worden war. 2008 zahlte ein Sammler bei einer Auktion 68.500 US-Dollar (57.700 Euro) für das Titanic-Fundstück, von dem nur noch fünf weitere bekannte Exemplare existieren.
Die Titanic hatte deutlich zu wenige Rettungsboote an Bord. Obwohl es Platz für 48 Boote gegeben hätte, plante die Reederei White Star Line nur 20 Boote ein. So sollten Kosten gespart werden und die Decks nicht zu vollgestellt werden. Die Rettungsboote, die es an Bord gab, trugen bronzene Namensschilder mit der Aufschrift „S.S. Titanic“. 2006 kamen mehrere der Schilder beim Auktionshaus Christie's unter den Hammer, zu einem Preis von jeweils zwischen 40.000 und 70.000 US-Dollar (33.700-58.900 Euro).
Die Jungfernfahrt der Titanic startete im englischen Southampton und führte nach Zwischenstopps im französischen Cherbourg und irischen Queenstown über den Atlantik. Nach der Ankunft in New York sollte der Dampfer zurück nach Europa auslaufen – wozu es allerdings nie kam. Plakate, die die Rückfahrt über den Atlantik ankündigten, waren jedoch schon überall in New York aufgehängt worden. Viele davon landeten im Müll, doch die wenigen, die heute noch existieren, sind äußerst wertvoll. Ein zerknittertes, aber vollständiges Plakat kam 2018 beim britischen Auktionshaus Henry Aldridge and Son für 62.000 Pfund (72.500 Euro) unter den Hammer.
Als es noch keine GPS-Technik an Bord von Schiffen gab, waren Sextanten ein wichtiges Navigationsinstrument. Der Sextant von Kapitän Rostron von der RMS Carpathia spielte eine entscheidende Rolle bei der Lokalisierung der Titanic nach deren Notruf. Nach der Rettung der Titanic-Überlebenden blieb Rostrons Sextant über 104 Jahre in der Familie. 2016 kam das Erbstück, das dem hier abgebildeten Sextanten ähnelt, bei einer Auktion für 66.000 Pfund (77.300 Euro) unter den Hammer.
Die C.S. MacKay-Bennett war das erste von vier Schiffen, die nach dem Titanic-Untergang von der White Star Line für die Bergungsmission gechartert wurden. Bei der Ankunft am Unglücksort am 17. April 1912 bat die Besatzung des Bergungsschiffs schnell um Verstärkung. In diesem Logbuch sind die Details zur Katastrophe und der Bergung festgehalten. Bei einer Auktion 2007 wurde der Schätzwert von 30.000 bis 50.000 US-Dollar bei Weitem übertroffen – der Hammer fiel bei 102.000 US-Dollar (85.900 Euro).
Das Interesse an den Speisen auf der Titanic ist bis heute enorm, insbesondere wenn es um die Essgewohnheiten der reichen Passagiere geht. Die hier abgebildete Speisekarte zeigt das Menü in der Ersten Klasse am Abend des 12. April, darunter Heilbutt in Garnelensauce, Rinderfilet, Ochsenzunge und Karamellpudding. Das Sammlerstück wurde 2012 für 31.250 US-Dollar (26.300 Euro) versteigert. Allerdings geht es noch teurer: 2015 kam eine noch erhaltene Speisekarte des letzten Abendessens, das den Erste-Klasse-Passagieren vor dem Untergang serviert wurde, bei einer Auktion in Texas für 118.750 US-Dollar (rund 100.000 Euro) unter den Hammer.
Ein weiteres Artefakt von der RMS Carpathia, die die Überlebenden der Titanic an Bord nahm, ist dieses Dokument. Kapitän Rostron musste damals einen Bericht über die Rettung verfassen und darin schildern, wie sein Schiff der Titanic zur Hilfe geeilt war. Das noch immer lesbare zweiseitige Manuskript zählt zu den zuverlässigsten und detailliertesten Augenzeugenberichten über die Schiffskatastrophe. 2012 wurde es zu einer unveröffentlichten Summe versteigert. Der Schätzwert lag zwischen 90.000 und 120.000 US-Dollar (75.800-101.000 Euro).
Zum Untergang der Titanic trugen zahlreiche Faktoren bei, darunter auch die Tatsache, dass nicht genügend Ferngläser verfügbar waren. Als das Schiff zu seiner Jungfernfahrt aufbrach, blieb ein sehr wichtiger Schlüssel an Land: der Schlüssel mit der Aufschrift „Krähennest-Telefon Titanic“. Nur mit diesem Schlüssel konnte der Schrank mit den Ferngläsern geöffnet werden, doch vergaß ein Offizier, der in Southampton von Bord ging, ihn an seinen Kollegen zu übergeben. Der Ausguck der Titanic musste sich aufs bloße Auge verlassen, was Experten zufolge zumindest zum Teil zur Kollision mit dem Eisberg führte. Der vergessene Schlüssel wurde 2007 für 90.000 Pfund (105.300 Euro) versteigert.
Möbel mit dem Logo der White Star Line sind heute beliebte Sammlerstücke. 2001 gab der Engländer Chris Lowe 30.000 Pfund (35.100 Euro) für diesen Mahagoni-Liegestuhl aus. Dabei soll es sich um eines von nur etwa 50 Exemplaren handeln, die vor dem Untergang der Titanic über Bord geworfen wurden. Der Stuhl war jedoch bei weitem nicht der wertvollste: 2015 gab ein Sammler aus England für einen Liegestuhl, der auf dem Atlantik trieb und bei der Bergungsmission eingesammelt wurde, für gut 100.000 Pfund (117.000 Euro) versteigert.
Edmund Stone war Steward auf dem E-Deck der Titanic, zu dessen Aufgaben im Notfall die Verteilung von Schwimmwesten und die Evakuierung gehörten. Wie viele Besatzungsmitglieder jedoch zählte Stone zu den Todesopfern des Schiffsunglücks. Sein Todeszeitpunkt ist sehr genau dokumentiert, aufgrund einer Taschenuhr, die er in dieser schicksalhaften Nacht bei sich trug (ähnlich wie abgebildet). Um 2:16 Uhr hörte die Uhr auf zu ticken, was auf den Zeitpunkt des Untergangs hindeutet. Stones Uhr wurde 2008 für 130.000 Euro versteigert, womit sie zu dem Zeitpunkt das teuerste Titanic-Fundstück überhaupt war.
Briefe, die die Eindrücke von Passagieren auf der Titanic dokumentieren, sind ebenfalls begehrte Sammlerstücke. Der teuerste jemals versteigerte Brief mit Titanic-Briefkopf wurde von dem US-amerikanischen Geschäftsmann Oscar Holverson verfasst (im Bild). Er gilt als das einzige noch erhaltene Exemplar, das den Untergang überstanden hat. Datiert mit dem 13. April 1912, nur einen Tag vor der Katastrophe, beschreibt Holverson die Titanic darin als „riesig groß und eingerichtet wie ein palastartiges Hotel“. Das Dokument brach alle Rekorde, als es 2017 für 126.000 Pfund (147.500 Euro) unter den Hammer kam.
Der Untergang der Titanic und der damit verbundene Verlust von Tausenden Menschenleben hatte eine umfassende Untersuchung zur Ursache der Katastrophe zur Folge. Die Schiffsarchitekten der White Star Line fertigten dafür einen zehn Meter langen Querschnitt der Titanic als Zeichnung an. Dieser wurde für die Befragung von 96 Zeugen verwendet und war ein wichtiger Bestandteil der 36-tägigen Untersuchung. Als der Plan 2011 versteigert werden sollte, wurde mit einem Zuschlag zwischen 100.000 und 150.000 Pfund gerechnet. Tatsächlich fiel der Hammer bei 220.000 Pfund (257.500 Euro).
Als die Titanic immer tiefer im eisigen Wasser des Atlantiks versank, beschlossen der Bordmusiker Wallace Hartley und seine Kollegen, die ums Überleben kämpfenden Passagiere mit Musik zu beruhigen. Hartley ging mit dem Schiff unter, seine geliebte Geige fest an seinen Körper geklammert. Erstaunlicherweise wurde das Instrument später aus dem Wasser geborgen und Hartleys Verlobten Maria Robinson übergeben. 2013 war die Violine das teuerste Titanic-Fundstuck, das jemals versteigert wurde. Ein Bieter zahlte 900.000 Pfund (1,05 Mio. Euro) für die Geige. Die Auktion dauerte nur zehn Minuten.
Für die Jungfernfahrt mit dem damals größten und luxuriösesten Schiff der Welt hatten natürlich zahlreiche wohlhabende Passagiere ein Ticket gekauft. Ihren Reichtum brachten sie in Form von Schmuck mit an Bord – der in vielen Fällen auf dem Grund des Atlantiks landete. Bei Tauchgängen wurden einige der Schätze später gehoben, so zum Beispiel ein Diamantarmband, das mit dem Namen „Amy“ graviert war. Das Schmuckstück, das 1987, nur zwei Jahre nach dem Fund des Schiffswracks, geborgen wurde, gehörte vermutlich einer von zwei Frauen mit dem Namen, die an Bord gewesen waren. Der Gesamtwert aller Schmuckstücke, die aus dem Wrack der Titanic an die Meeresoberfläche gebracht wurden, wird auf 200 Millionen US-Dollar (168 Mio. Euro) geschätzt.
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